Das wars gewesen, das Festival der Unironie. Es war alles dabei: Vom Spagatsprung vom Drumturm bis zum Einkeilen des Sängers durch zwei Gitarristen. Dazu noch Fistelstimmen, mieser Sound, ein Schlagzeugprunkturm, Synchronspringen zweier Gitarristen und eine Ãœberdosis Double Bass. Besonders die Briten von Dragonforce waren anstrengend. Dank des dichten »Wall of Sound«, verstärkt durch das offensichtliche Fehlen eines Mischers, flatterten mir die Hosenbeine und ich tippte auf das Handydisplay »Warum?«, um es dem Schuldigen an meiner Anwesenheit vor die Augen zu halten. Die Vorband hatte mich geschafft, aber in einer zugigen Halle liebevoll in Plastikbecher gefülltes Beck’s hilft über vieles hinweg.
Der Headliner »Edguy« hat dann aber alles rausgerissen. Wegen dieser Band heißt die Musikrichtung Power Metal. Sach ich mal so, sind ja unter uns. Es ging tierisch ab, war echt knorke. (80er Idiom, passend zu Publikum und »Mucke«) Der Sänger war munter unterwegs und ein hervorragender Entertainer. Die Jungs hatten sichtlich ihren Spaß und das Publikum, fleißig bemüht sich die Flusen aus dem Kopf zu schütteln, auch. Die Atmosphäre war so friedlich, dass sogar einige der jungen Metaleltern ihre Sprösslinge mitgebracht hatten. So wippte dann zwei Reihen weiter ein Achtjähriger glücklich auf den Schultern seines Vaters und spreizte die Finger zum Metalgruß.
Über die Ironielastigkeit dieser Festivität und des Power Metal an sich, bin ich inzwischen zu differenzierteren Schlüssen gekommen. Das Publikum tendiert zur Unironie, während die Darbietenden Meister der ironischen Unironie geworden sind. Wie herrlich postmodern.
Ich bin nun am überlegen, diese Erfahrungen auszuweiten und als Jünger Bronislaw Malinowskis Musik- und Popkulturethnologie zu betreiben. Die teilnehmende Beobachtung, das Einfühlen in die feiernde Menge ist eine wunderbare Untersuchungsmethode. Nur was ist das nächste Ziel? Und wie sollen die Ergebnisse veröffentlicht und wissenschaftlich abgesichert werden?
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